Prüffahrzeug an Gulli

Noch alles dicht? Warum die Dichtheitsprüfung wichtig ist.

Deutschland ist das Land in Europa, das am meisten Abwasser aufbereitet. Das hiesige Kanalnetz zur Ableitung des Abwassers erstreckt sich über eine Länge von rund 580.000 Kilometern (2013). Das ist imposant, bedenklich ist aber, dass das Kanalnetz nach Schätzungen auf 30 bis 40 % seiner Länge bauliche Schäden hat.

Das stellt eine Bedrohung nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit der Menschen dar, denn Schmutzwasser kann in das Grundwasser einsickern und es verunreinigen.

Warum gibt es Dichtheitsprüfungen?

Man muss wissen, dass Abwasserkanäle nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Das hängt zum einen mit ihrem Alter zusammen, aber auch andere Gründe, wie z. B. der Einsatz falscher Werkstoffe oder „Pfusch“ während ihres Baus, können zu Rissen und undichten Stellen und im schlimmsten Fall zu einem Kanalbruch führen.

Es kann aber umgekehrt auch passieren, dass Grundwasser durch undichte Stellen ins Kanalnetz eindringt.

Die erhöhte Wasserfracht kann dann die Kläranlagen überlasten. Der Gesetzgeber schreibt aus diesem Grund vor, Abwasserleitungen (Schmutz-, Misch-, Regenwasserkanäle etc.) und Klärgruben regelmäßig auf Dichtheit zu prüfen, um bei Bedarfsfall eine fachmännische Sanierung einzuleiten.

Wann muss eine Dichtheitsprüfung durchgeführt werden?

Bundesweit einheitliche Regelungen und Fristen zur Dichtheitsprüfung gibt es keine, jedoch geben Regelwerke Richtwerte vor. Hierbei ist zu beachten, dass es Unterscheidungen in den jeweiligen Gruppierungen gibt. So unterliegen gewerbliche Objekte oder Kanäle in Wasserschutzzonen schärferen Bedingungen als beispielsweise Privathaushalte.

Jedes einzelne Bundesland und mitunter auch einzelne Gemeinden können selbst festlegen, welche Kanäle wie oft zu prüfen sind. Genaue Informationen entnehmen Sie der Abwassersatzung Die Abwasserkanäle werden dabei unter anderem auf ihre Funktionssicherheit überprüft und ob Schäden sichtbar vorhanden sind.

Wer führt die Dichtheitsprüfung durch?

Dichtheitsprüfungen sind anspruchsvoll und dürfen deshalb nur von Fachbetrieben durchgeführt werden. Deren Mitarbeiter müssen eine nachweisbare Sachkenntnis in diesem Bereich haben und müssen entsprechend geschult sein.

Der Dichtheitsprüfwagen eines Fachbetriebs führt Geräte mit sich, die unter anderem eine Schachtprüfung mit Wasser oder Luft ebenso ermöglichen wie eine Haltungsweise oder Muffendichtheitsprüfung. Prüfungen von Kleinkläranlagen sind ebenfalls möglich.

Auch eine Kanalrohrfernseh-Inspektionsanlage ist ein typisches Equipment eines gut ausgerüsteten Fachbetriebs.

Wie wird eine Dichtheitsprüfung durchgeführt?

Die Dichtheit eines Kanals wird i. d. R. geprüft, indem man den Verlust des Prüfmediums misst, das zum Einsatz kommt. Dabei wir meist zwischen drei unterschiedlichen Verfahren unterschieden: der Druckprüfung mit Wasser sowie der Prüfung mit Überdruck oder Unterdruck.

Bei allen drei Verfahren muss der Kanalabschnitt, der geprüft wird, wasser- und luftdicht vom übrigen Leitungsraum abgetrennt werden.

Anschließend wird bei der Wasserdruck- bzw. Luftdruckprüfung der Prüfabschnitt mit Wasser befüllt bzw. es wird Druckluft eingeleitet. Bleibt der Wasser- oder Druckverlust innerhalb der zulässigen Toleranz, gilt der Kanalabschnitt als dicht.

Wo kommt die Kamerainspektion zum Tragen?

Die Kamerainspektion ist ein weiteres Messverfahren. Hier wird die Abwasserleitung mithilfe hochauflösender Kameratechnik untersucht. Mit dieser Technik lassen sich auch abzweigende Leitungen prüfen. Bei diesem Verfahren muss zuvor der Prüfabschnitt gründlich gereinigt werden, da es sich um eine optische Prüfung handelt.

Der Lauf der Kamerainspektionsanlage wird über einen Monitor überwacht und gesteuert. Risse oder schadhafte Stellen können dabei sofort festgestellt und vermessen werden. Die hochauflösenden Videoaufnahmen können auch später noch begutachtet werden. Die optische Inspektion kommt häufig bei der Untersuchung von Abwasserleitungen auf Privatgrundstücken zum Einsatz.

Sie wird i. d. R. zur turnusmäßigen Überprüfung des Zustands eingesetzt, hierbei sind Kontrollen deutlich häufiger in kommunalen bzw. gewerblichen Kanälen angesetzt als im Privatbereich. Ein häufiger Grund für die Kamerabegutachtung im Privatbereich sind die Kontrolle und Bestandsaufnahme nach einer Verstopfungslösung.

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